Auf dem grünen Zettel steht: am 2. Februar 1995, im viertkältesten Kaltwinter ever in Deutschland, wurde der schwarze SECHSNEUN aus dem Verkehr gezogen. Für immer? Jedenfalls kann man unser heutiges Exemplar des einstmals besten Autos der Welt heute als durchaus bekackt bezeichnen. Eine Eule war`s, die dem Stillleben den allerletzten Schliff verpasste. Kunstfertig. Über Jahre hinweg. Von allen Seiten. Owly Moly. Doch was heißt hier überhaupt „SCHWARZER  SECHSNEUN“?

Bei seiner Auslieferung im März 1977 war der Mercedes 450SEL 6.9 Scheunenfund ziemlich grün. DB 874 Citrusgrün. Verdammt schriller Farbton für eine Limousine, die ihren Dienst in der Atmosphäre vornehmer Zurückhaltung verrichten soll. Also wird sie kurze Zeit später komplett zerlegt und umlackiert. Wer war Mitte der `70er die Kernzielgruppe für schwarze Limousinen aus Untertürkheim? Filmstars, Banker, Großunternehmer, Konzerne, Wirtschaftsbosse. Und Regierungen aus aller Herren Länder natürlich. Zum Beispiel aus der BRD.

Als eine von sechs baugleichen Limousinen wurde der Mercedes 450SEL 6.9 Scheunenfund im osteuropäischen Ausland als Botschaftsfahrzeug eingesetzt. Heute nennt man sein ehemaliges Einsatzgebiet Mitteldeutschland. Was der Grund dafür sein könnte, dass die Historie der S-Klasse von 1977 bis 1991 geheim ist. Oder schlicht verschütt gegangen. 1992 wurde der Wagen dann mitsamt seiner Schwesterautos behördlich versteigert. 27 Jahre später blicken wir auf eine Ikone deutschen Automobilbaus, der die Zeit zum Überleben davonrennt. Dabei wäre dem W116 450SEL 6.9 eine Zukunft zu wünschen, die ihn am Stück zurück auf die Straße bringt. Am liebsten in der Originalfarbe. Klar, der Weg ist lang. Und steinig. Und teuer. Aber ist er das nicht immer?