Der Mercedes C123 230C Signalrot wirkt wie ein ausgelutschtes Himbeerbonbon. Sonne, Wind und Regen haben sein in längst vergangenen Tagen weithin leuchtendes Schutzmäntelchen in ein stumpfes, endmattes Armageddon verwandelt, das halbtot über dem Blech hängt. Wenn wir also nicht mehr von Lack sprechen können, reden wir eben über Rost. Von dem gibt`s hier reichlich. Kaum ein Flecken Karosserie, in den er sich nicht hineingeknabbert hätte. Ein echtes Monster. Mit einer großen Kauleiste im Maul. Aus Wasser, Salz, Luft und Dreck.  

 Wir drehen die Uhr zurück. Mitte der glorreichen 80er. Der Tag, an dem das frühe 123 Coupé in der Sonderfarbe DB568 Signalrot mal wieder seinen Besitzer wechselt. Ab heute wird der kommende Klassiker in die Tiefen einer  schauderhaften Gebrauchtwagenkarriere abgleiten. Wartung ist ab sofort Fremdwort, um Frischöl muss gebettelt werden. Mit lautstarkem Quietschen. Der neue Besitzer will den 230C zur zeitgenössischen Stilikone erheben. Mit allerlei Zubehör aus dem Baumarkt um die Ecke. Die Mittel für`s längerfristige Überleben fehlen. Aus die Maus. 

Aerodynamisches Upgrade in Wagenfarbe für die Stoßstange. Handbemalt. Radlaufchrom ist erste Wahl, wenn man Eindruck schinden will. Der Eigenbau Bandfilter schützt vor Erblinden, wenn man den geilen Driver im Spiegel sieht. Extrabremsleuchten für das Gedächtnisprotokoll der tobenden Menge am Ende der hupenden Vorbeifahrt. Einschusslöcher in der Motorhaube zeigen: Hier ist kein Sammler unterwegs, sondern ein Jäger. Schwer bewaffnet mit einem Wunderbaum in der trendigen Duftnote Katzenklo. Mehr zum Thema Mercedes W123 hier.