Der Mercedes S123 280TE, den wir aus einer kleinen Halle zwischen Würzburg und Schweinfurt bargen, stand dort acht Jahre lang rum. Verstaubt, vergessen, vom Leben in den Arsch getreten. Hätte sein Besteller ihn nicht mit so viel Stil geordert, wäre der Kombi gemütlich zu Ende korrodiert. Beschützt von üppiger Ausstattung und toller Farbkombination kehrte dieser verglühende Stern ins pralle Leben zurück. Einen S123 in Sandbeige 444 mit 257 Leder Hennarot lässt man nicht verrotten, man macht ihn fertig. Völlig fertig. Solange, bis er fertig ist.
Die zweite Folge der Bilderreihe „Restauration eines sandbeigen S123“ führt uns in die abenteuerliche Welt der Karosseriespengler. Bei uns nennt man sie auch liebevoll „Blechi„. Das sind talentierte Aktionskünstler, die wahre Wunderdinge mit Werkzeugen vollbringen, die die Welt noch nie zuvor gesehen hat. Blechi`s fertigen mit wenigen Handgriffen aus krumm grade oder, noch beeindruckender, aus grade krumm. Man darf sie niemals mit einer Rostlaube alleine lassen. Sonst machen sie in Windeseile ein glänzendes mobiles Eigenheim daraus.
Schweller halten Blechi für einen üblen Aufschneider, Fachkreise sprechen ganz offen von der Schwellerangst. So mancher Schweller ließ sich deshalb in ein Schwellerland exportieren. Positiver steht der gemeine Radlauf Blechi gegenüber. Er fühlt sich wohl, wenn man ihn stumpf eingeschweißt, kichert beim Schlichten immer laut auf. Gute Blechis wissen, wie man ihn so streichelt, dass er nahtlos in die gewünschte Form findet. Auch das Bodenblech liebt Blechi. Weil er jeden Trick kennt, um es von seinem schlimmsten Mitbewohner zu befreien: Dem Rost.
Den ersten Teil der Bilderreihe „Restauration eines sandbeigen S123“ findet Ihr hier.