Wow, ein 1971 Mercedes Benz W113 280SL bei Ebay. Ich durfte die Pagode prüfen, fahren und beschreiben. Leben kann so sexy sein. Pagode auch. Hörnchen, Scheinwerfer, Felgen, der rote Sport Leicht sagt auf den ersten Blick: „Ick bin ein Amerikaner.“ Kaum sitzt man drin, wird dieser Eindruck massiv verschärft. Durch die Kühlmeister Klimakonsole. Vor allem aber durch die Übersetzung. Ein Traum, wie der M130 Sechszylinder mit der kurzen Achse auf der Landstraße performt. Sportwagenfeeling pur. Für das Popometer am Kurvenausgang. 

Für`s Ohr, wenn Springsteen Pause macht. Der 1971er Mercedes W113 280SL schmettert indessen die immer gleiche Frage an mein frisch verliebtes Pagodenherz: Wo hört denn Patina auf und wo fängt Verbrauchswagen an? Das darf jeder gerne für sich selbst beantworten. Aber nicht heute. Dazu ist mir die Zeit mit dem DB571 roten Roadster zu kostbar. Außerdem brauche ich jetzt mal Hilfe aus dem All: Houston, wir haben ein Problem. Mein Hinterteil hat am Fahrsitz angedockt. Und will da einfach nie mehr wieder weg…

Fahrzeugbeschreibung

Classic Data Note 3, H-Kennzeichen, neuer TüV im Juli, neue Reifen. Eine fahrbereite, zugelassene 280SL Pagode mit großen Stärken, die jede Menge Freude macht. Solider Karosseriebasis, kraftvollem Motor und großem Fahrspaß stehen jedoch auch altersbedingte Schwächen gegenüber, die nicht unerwähnt bleiben wollen.

Paradedisziplin dieses Autos ist das Fahren. Am liebsten auf der Landstraße. Der kraftvolle 170PS Motor des 280SL harmoniert perfekt mit amerikanischer Hinterachse und kurzem Radstand. Gute Bremsen, präzise Lenkung, tiefer Schwerpunkt. Dieser W113 punktet mit agilem Handling, guter Rückmeldung und tollem Ton. Pagode pur mit eingebautem Sportwagenfeeling.

Karosseriesubstanz und Unterboden solide, kein erkennbarer Handlungsbedarf. Der Lack, wahrscheinlich MB 571 Rot, ist nicht der mehr erste. Es gibt Kratzer und Gebrauchsspuren, die Lackierung ist aber sicher gut genug, um sie zu erhalten. 

Polster und Verkleidungen in MB Tex Cognac, der Fahrersitz hat einen Riss. Die braune Schlingware könnte noch der Originalteppich sein. Trockener Innenraum, frei von olfaktorischen Irritationen. Auch wenn das Verdeck geschlossen ist. Dessen wertvolles Gestänge funktioniert, der Verdeckkasten ist rostfrei. Das schwarze Verdeck sollte imprägniert und eingestellt werden. 

Seit Juli hat der Wagen neuen TÜV, sein Motor läuft kraftvoll und gleichmäßig, verliert aber etwas Öl. Im Sommer wurde der Zylinderkopf bei einem namhaften Spezialisten komplett überholt und auf bleifreies Benzin umgestellt. Das Automatikgetriebe schaltet, sollte aber überarbeitet werden. Klimaanlage und Heizung sind ohne Funktion

Der 280SL wurde als Neuwagen in Amerika ausgeliefert. In den späten 2000ern reimportiert, gelangte die Pagode in eine süddeutsche Sammlung. Seither war sie immer zugelassen, wurde dem TüV vorgeführt, jeden Sommer regelmäßig gefahren. Mehr Historie oder die Laufleistung sind nicht näher bekannt. Der Kilometerzähler ist bei 23502 Meilen stehengeblieben. Und wirklich niemand könnte sagen, wann das geschehen ist.

Der einsatzbereite 280SL mit H-Kennzeichen hat jede Menge Potential, braucht aber auch Arbeit und Zuwendung. Dabei fand diese Pagode ihren Weg zurück über den Teich, bevor das Kilo W113 USA in Gold aufgewogen wurde. Ihre gute Substanz zeigt das auf, macht sie viel zu schade für eine Restauration. Sinnvoll und unaufgeregt reparieren, überarbeiten, reinigen. Das wäre meine Strategie für die Zukunft des roten Roadsters.

Fahrzeugdaten
  • Mercedes Benz W113 280SL (1968-1971)
  • Erstzulassung: 7/71
  • Motor: M130 Sechszylinder Einspritzer
  • Leistung: 125KW / 170PS
  • Getriebe: Automatik
  • Außenfarbe: Rot Metallic
  • Innenausstattung: MB Tex Cognac
  • Zustand: Fahrbereit und zugelassen
  • HU/AU: Juli 2020
  • Gutachten: Classic Data 3
  • H-Kennzeichen: Ja
  • Nardi Holz Lenkrad
  • Kühlmeister Klima (ohne Funktion)
  • Original Becker Radio
  •  Colorverglasung
  • Alu Räder poliert