Vor Beginn der Probefahrt haben wir den Mercedes ausgiebig von unten und innen inspiziert. Kein Rost, Innenraum sauber, Sitzwange intakt. Wenn`s was zu nörgeln gibt, ist das der Wunderbaum. Sein exklusives Aroma schmeichelt der Nase mit einer wilden Mixtur aus Irisch Moos, Bohnerwachs, Spreewaldgurke und Lambrusco. Nach dem Losfahren fällt auf, dass sich die Lenkung EXTREM schwergängig präsentiert. Als hätte jemand das Lenkgetriebe mit Panzerband gefesselt oder die Traggelenke festgeschweisst. Noch bevor ich weiter darüber nachdenke rutscht das Auto fast in den Straßengraben. Steinharte Reifen, durchgenudelte Stoßdämpfer, uralte Federn, ausgelutschte Achsteile.

Die Schrecksekunde schreit nach Frischluft. Das Schiebedach öffnet sich im Schneckentempo, begleitet vom lauten Protestgeschrei der Hubwinkel. Gottlob geht es wieder zu. Wenn man einen starken rechten Arm hat. Und sonst? Der Mangel an Zuwendung ist allgegenwärtig, doch auf der Habenseite erfreut der 124er durch echte Highlights: Motor, Getriebe, Ausstattung, Innenraumzustand, Blechzustand und Farbe.

Eine solide Basis, die man prima durchreparieren kann, während man das Auto im Alltag fährt. Rolling Reparation so to say. Und plötzlich schaltet sich der Hausmeister in unsere Gedanken ein, gibt nochmals im Preis nach. Nennenswert, unerwartet und völlig ohne Aufforderung. Wir können uns das Schmunzeln kaum verkneifen und greifen beherzt zu. 10 Minuten nach der Probefahrt ist der E220 gekauft. Ob wir mit dem Roten zu Hause angekommen sind, erfahren Sie HIER.