Der erste vernünftige Gedanke, als endlich wieder ein Mercedes C111-II vor mir steht: Du musst sofort `ne Bande gründen und die Karre klau`n. Schon erfüllt sich die Atmosphäre im Souterrain der Eingangshalle der Stuttgarter Messe mit krimineller Energie. Die sexy Idee, meinen orangen Helden aus dem Museum zu entführen, nimmt Gestalt an, in schönstem Dolby Digital. Just in dem Moment, als sich Daniel Craig vom Museumsdach abseilt und mspeh unter großem Getöse mit dem MB Trac durch die Kanalisation in die Halle eindringt, sagt die Regie: „Wow, der ist aber toll. Willst Du nicht ein paar Fotos machen, Schatzi?“ Pong. Aus der Traum. Nix passiert. Außer ein paar Messebesuchern, die mich anstarren, als hätte ich grade minutenlang ein Auto angestarrt. Ist alles in Ordnung mit denen?

Das Auge riecht mit und hier duftet es großartig. Nach Weltrekord, nach kochendem Sprit, nach Reibwert am Limit, nach kunterbuntem Abgasstrahl und richtig großem Kino. Im März 1970 rückt sich der C111-II in Genf ins Blickfeld. Ohne großes Spoilerwerk mit viel Grip ausgestattet, wird er von einem 350 PS Kreiskolbenmotor angetrieben. Doch mit der Vorstandsentscheidung, auf eine Serienproduktion zu verzichten, hat sich`s ausgewankelt. Von nun an nimmt der Diesel hinter den Sportsitzen Platz. Und wie er das tut: Der Mercedes C 111-II bricht im italienischen Nardo 16 Rekorde, davon 13 für Dieselfahrzeuge. Zum Beispiel 10.000 Meilen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 252 km/h!

Zurück zum Film. Der es bislang nur deshalb nicht in die Tagesschau geschafft hat, weil ich nochmal an die Tatort Recherche ran muss. Denn auch am Ende dieses Tages bleibt die Frage offen: Wie kriege ich die Karre nur aus dem Museum raus, ohne dafür verhaftet zu werden, bevor ich sie gefahren habe…